Christentum, Transzendentale Meditation und Religion, erklärt von Maharishi Mahesh Yogi
Schweizer Journalist:
Maharishi, ich beginne mit den wichtigsten Kritikpunkten, die gegen Sie und Ihre Bewegung vorgebracht werden hinsichtlich des Plans, eine TM-Akademie über dem Vierwaldstätter See zu errichten, dem See bei Seelisberg, dem katholischen Gebiet der Innerschweiz. Ein Vorwurf lautet, dass Sie gegen das Christentum und gegen die Person von Jesus Christus sind.
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Maharishi:
Christan-ity“ und „Infin-ity“ treffen sich für mich in ihrer Endung: Christen-heit und Unbegrenzt-heit. Meine Botschaft handelt von Unbegrenztheit. Am Ende, am Ziel kommen beide zusammen, das Christentum und die Unbegrenzheit. Wenn es zwei Wege sind, dann treffen sie sich am Ziel. Und Ende gut, alles gut. Daher gibt es keine Opposition gegen das Christentum.
Ich mag Christus sehr, und er freut sich bestimmt über das Wachstum der Unbegrenztheit im Leben des Einzelnen, denn ich denke, die Hauptlehre von Christus war „Finde das Himmelreich, das in dir liegt“. Und deswegen kann Transzendentale Meditation, die das Bewusstsein zu dieser Ebene bringt, die Christus für jeden Christen haben wollte, nur ein Freund des Christentums sein. TM ist ein großer Freund des Christentums.
Wer TM aber noch nicht kennt, der wird sie morgen oder übermorgen kennenlernen. Das Wissen der TM und ihre Ausübung ist ein universelles Prinzip und eine universelle Praxis, unabhängig davon, welcher Religion man angehört. Jeder Mensch muss ein voll entwickelter Mensch werden. Solange der Mensch nicht voll entwickelt ist, solange seine Individualität noch nicht die Unbegrenztheit und Universalität erreicht hat, solange kann er kein wirklich erfolgreicher oder guter religiöser Mensch sein. Er ist noch kein erfüllter Mensch.
Und daher möchte unsere Bewegung, dass die Menschen aller Religionen meditieren und würdige Vertreter ihrer Religion werden. Ein unentwickelter Mensch stellt immer einen Hemmschuh für jede Gesellschaft und für jede Religion dar. Ein voll entwickelter Mensch von reinem Bewusstsein dagegen führt ganz von selbst und ohne Anstrengung ein religiöses Leben.
Ich glaube, auch das Christentum möchte wie jede andere Religion, dass alle Menschen sich der Gnade Gottes erfreuen und das Himmelreich im Inneren genießen. Und mit Transzendentaler Meditation wächst reines Bewusstsein sehr schnell, ganz automatisch. Nur mit reinem Bewusstsein kann der Mensch ein wahrhaft gutes, erfolgreiches, religiöses Leben führen. Wie soll jemand, der reines Bewusstsein nicht entwickelt hat, bewerkstelligen, ein religiöses Leben zu führen? Religiös zu leben lässt sich nicht erzwingen. Es muss spontan und automatisch kommen. Das ist der Grund, warum alle guten Christen anfangen zu meditieren, sobald sie hören, dass Transzendentale Meditation sehr schnell reines Bewusstsein entwickelt. Sie greifen alle zur TM.
Länder wie Spanien und die Länder Südamerikas sind alle streng katholisch. Ihre Bevölkerung ist im wesentlichen katholisch. Und in all diesen Ländern gibt es sehr viele Center und immer mehr Lehrer für Transzendentale Meditation. Viele merken, sobald sie mit Transzendentaler Meditation beginnen, wie sie eine tiefere Einsicht in ihre eigene Religion gewinnen, sie werden tiefer religiös. Daher ist TM ein Freund aller Religionen.
Und es ist merkwürdig zu hören, was die Leute sagen, die nicht wissen, was TM ist. Aus Unwissenheit können sie alles Mögliche erzählen. Wer TM aber kennenlernt, fängt an, sie wertzuschätzen. Wo immer die Leute Transzendentale Meditation kennengelernt haben, brachte die Presse sehr gute Artikel darüber.
Diesen Sommer waren wir in den USA. „Just World“, eine katholische Jugendzeitung im US-Bundesstaat Maine, brachte vier excellente Artikel. Dann wurden alle Journalisten eingeführt. Der Chefredakteur der Zeitung leitete eine katholische Jugendgruppe und empfahl in seiner Zeitung, dass alle Jugendlichen sofort mit TM anfangen sollten, um Stress und Verspannungen in ihrem Leben aufzulösen. Diese Technik, sagte er, erschafft wirklich gute, hingebungsvolle Christen. Und die Gesellschaft wird stolz sein auf diese voll entwickelten Christen. Das sollte den Menschen die Angst nehmen, die religiös sind und sich auf dem Weg zur Gottverwirklichung befinden.
Journalist:
Gestern sagten Sie, dass Sie das Christentum sehr mögen. Nichts würde Sie glücklicher machen, als Christus jetzt unter uns zu haben. Darf ich Sie bitten, Ihre Aussage zu präzisieren. Jesus Christus war ein großer Meister, ein Guru, auch gemäß seiner sogenannten offiziellen Botschaft, dem Evangelium. Er heilte die körperlich und geistig Kranken. Er ging über Wasser. Er forderte, dass die kreative Intelligenz der Kinder, denen das Himmelreich gehöre, wertgeschätzt und sorgsam gefördert werde. In dieser Hinsicht sehe ich eine gewisse offensichtliche Beziehung zwischen der Lehre und der Person von Jesus Christus und TM. Es scheint mir sogar, dass der einfache und leichte Weg, den Sie anbieten, eine erstaunliche Ähnlichkeit hat zu dem sogenannten „kleinen Weg“ der beliebten modernen christlichen Mystikerin Thérèse von Lisieux.
Die Schwierigkeit beginnt jedoch mit dem Leiden Christi, der das Kreuz auf sich nahm. Dieser Aspekt der Person Christi wurde von der Kirche seit der Zeit der Gotik in den Vordergrund gerückt. Würden Sie sich wünschen, dass der andere Christus, der große hilfsbereite Meister und Guru, wieder in den Vordergrund gestellt wird? Und sähen Sie darin einen Beitrag zur Lösung der Probleme unserer Zeit?
Maharishi:
Die Botschaft dieser Meister ist die Botschaft der Wahrheit, der Wirklichkeit. Wirklichkeit ist etwas, das nicht den Wellen der Zeit unterliegt. Sie bleibt immer dieselbe. Die Botschaft jeder Religion ist eine unvergängliche Botschaft zur Führung der gesamten Menschheit. Es ist immer dieselbe Botschaft. Jede Religion lehrt im Grunde dasselbe: Reinigung des Lebens und Kommunikation mit den höheren Stufen der Evolution. Und deshalb ist kein großer Meister – welcher Religion auch immer – jemals gestorben. Er bleibt immer lebendig und inspiriert überall das Leben aller Menschen mit seiner ewigen Botschaft.
„Das Himmelreich ist inwendig in euch“ ist eine Wahrheit, die immer ihren Sinn behält. Die Bedeutung ändert sich nicht. In dir ist das Himmelreich, und was in dir ist, kann leicht von dir erlangt werden. Das ist die Wahrheit der Transzendentalen Meditation. Sie ist einfach eine automatische Vorgehensweise, das Himmelreich im Inneren zu finden. Dieselbe ewige Botschaft, von Zeit zu Zeit von verschiedenen Lehrern in verschiedenen Ländern verkündet, wird durch Transzendentale Meditation zu einer erkennbaren, erfahrbaren Wirklichkeit. Im Hinblick auf Religion ist Transzendentale Meditation daher ein praktischer Weg, um das Ziel jeder Religion zu erreichen.
Die näheren Lebensumstände dieser Lehrer – ob sie das Kreuz trugen oder auf Kamelen ritten oder auf Pferden oder zu Fuß gingen, ob sie im Wald blieben oder in Höhlen lebten – was sie taten und wo sie lebten und wie sie handelten, all das sind für ihre Anhänger schöne Einzelheiten zur Erbauung, aber es war die ewige Botschaft, die sie verkündeten und der ihre Anhänger folgten. Verehrt wurden die Meister für die Führung, die sie den Menschen gaben, um sie anzuheben. Die Einzelheiten ihres Lebens, ihre Handlungen, ihre Interessen an diesem oder  jenem, waren zwar eine Erbauung für ihre Anhänger, aber nicht der Grund, warum sie ihrem Meister folgten. Sie folgten den Meistern aufgrund der praktischen Brauchbarkeit ihrer Botschaft.
Der praktische Wert ihrer Lehre, nämlich die Menschen zu höheren Ebenen des Lebens zu führen, das war es, das die Menschen dazu brachte, ihrem Rat zu folgen. Die Formel heißt also: „Tue, was der Lehrer sagt, aber nicht unbedingt das, was er tut.“ Wenn Christus durch Feuer oder über Wasser ging, dann nur, damit die Menschen seinem Rat folgten, und nicht etwa, damit sie ebenfalls übers Wasser gingen und dabei ertranken.
Es ist also nicht nötig, zu versuchen, den Lehrer nachzuahmen und zu tun, was er tut, sondern zu tun, was er sagt. Sein Verhalten, seine Art zu essen und zu trinken, musst nicht übernommen werden. All diese Dinge hängen vom Klima ab, denn die Gewohnheiten des Meisters hängen mit dem Klima zusammen. Wie er sich kleidet, was er tut, was er isst … nicht alle Menschen können das Gleiche essen oder auf die gleiche Weise handeln.
Wichtig ist die Botschaft, die Lehre. Und dieser Lehre zu folgen bringt den größten Nutzen. Der Wert von Christus beruht auf der Botschaft, die er gab: „das Himmelreich ist inwendig in euch. Trachtet zuerst nach dem Reich Gottes, und alles andere wird euch zugetan.“ Jeder gläubige Christ sollte also ein Mann Gottes sein. Er sollte diese Einsicht in das Leben gewinnen und jenen Himmel genießen, jenes Seeligkeitsbewusstsein, reines Bewusstsein, das tief in seinem Herzen und tief in seinem Geist, tief in ihm selbst liegt. Das ist das Wichtigste.
Und genau das ist es, was Transzendentale Meditierende in ihrem Leben erfahren, wenn sie anfangen, tief in sich selbst einzutauchen: Sie fühlen sich besser, die Stresse werden weniger, das Leben wird leichter, und „Hilf deinem Nächsten“ wird zu einem instinktiven Verhalten, das jeden ansteckt. Man braucht keine Lehre, um zu wissen, dass Hilfsbereitschaft eine gute Sache ist. Sie wird zur Gewohnheit. Auf diese Weise beginnt man Religion zu leben. Religion wird dadurch gelebt, dass sich reines Bewusstsein entfaltet. Dann führt man ganz von selbst ein religiöses Leben. Man braucht nicht daran zu denken, etwas Gutes zu tun. Gutes Tun gehört zur eigenen Natur.
Das Christentum ist eine gute Religion. Christus war ein großer Meister. All das ist gut, was aber nicht gut ist, ist das Leiden. Kein Christ sollte leiden. Denn Christus hat gesagt: „das Himmelreich ist inwendig in euch.“ Jeder Christ sollte Glückseligkeitsbewusstsein genießen, denn diese Freiheit ist die wesentliche Botschaft von Christus. Und es ist nicht nötig zu leiden, das ist sehr wichtig. Kein Anhänger von Christus sollte leiden. Es sollte im Christentum keine Sekte geben, die Leiden propagiert. Es ist nicht gut, im Namen von Christus Leiden zu propagieren.

Transzendentale Meditation beseitigt die eigentliche Ursache des Leidens, die Unwissenheit. Unwissenheit über die eigene absolute Natur, die eigenen unbegrenzten Fähigkeiten. Diese Unwissenheit sollte an der Wurzel gepackt und beseitigt werden. Und sie verschwindet, wenn sich das Bewusstsein durch Ausübung der Transzendentalen Meditation auf die transzendentale Ebene begibt.